Nördlingen, 11.2.2021 – Das Jahr 2020 sollte ein ganz besonderes werden: Die Unternehmensgruppe Kiel, führender Hersteller von Sitzsystemen für Stadt- und Reisebusse sowie Fern- und Nahverkehrszüge und Straßenbahnen, wurde 75 Jahre alt. Die geplanten Feierlichkeiten am Standort Nördlingen mussten aufgrund der Corona-Pandemie leider ausfallen. Dennoch gibt dieses Jubiläum Anlass für einen Rückblick auf 75 Jahre Firmengeschichte.
1945–1960: Anfangsjahre und Spezialisierung
1945 wurde in Nördlingen die Franz Kiel GmbH als kleiner Betrieb, der auf die Konstruktion von Eisenteilen spezialisiert war, gegründet. Schon drei Jahre später errichtete das Unternehmen eine Fabrikationsanlage, in der Metallteile und -möbel sowie Fahrzeugausrüstungen hergestellt wurden. Abnehmer dieser Produkte waren zum Beispiel Mercedes-Benz, die Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg (MAN) und Magirus Deutz. Zunehmend kristallisierte sich die Fertigung von Metallteilen für den Sitzbau für Lkw und Omnibusse als Hauptgeschäftsfeld heraus.
In den 50er Jahren beschäftigte die Franz Kiel GmbH bereits 120 Mitarbeiter und fertigte vor allem starre, nicht verstellbare Fahrgastsitze. Mit dem Greyhoundsitz für Busse kam am 1956 Bewegung in die Produkte: Er war der erste Sitz mit verstellbarer Rückenlehne und war auch seitwärts ausschiebbar.
1960–1980: Wachstum durch Sortimentserweiterung und Großaufträge
Ab Anfang der 60er Jahre konzentrierte sich Kiel auf Omnibusbauer als Hauptkunden. Zur Komforterhöhung wurden die Reisebussitze um Komponenten wie Armlehnen und Fußstützen erweitert. Erste große Aufträge kurbelten das Firmenwachstum an – 200 Mitarbeitende waren nun bei Kiel beschäftigt. Auch die unternehmenseigenen Werkstätten wurden entsprechend aufgestockt: 1965 kamen eine Pulverbeschichtungs- und eine Nasslackierungsanlage dazu.
Mitte der 70er Jahren bekam Kiel erste Großaufträge von der Deutschen Bundesbahn, was das Wachstum weiter beflügelte.
1980–1990: Durchbruch mit innovativen Produkten
Der große Durchbruch im Fahrgastgeschäft gelang Kiel 1980 mit dem Bau von Sitzen, die Geräuschbildung vermieden und deren Verstellelemente langlebig und haltbar waren. 1981 entwickelte Kiel mit dem robusten Kiel 1 den ersten einteiligen, selbsttragenden und im Spritzgussverfahren hergestellten Kunststoffschalensitz für den Stadtbus. Sein Nachfolger, die Kiel Linie, bot mit ihren Sitz- und Rückenpolstern mehr Komfort. Diese Variante kam 1985 auf den Markt und wurde auch in Straßenbahnen eingesetzt.
Nachdem die Fertigung von einzelnen Sitzkomponenten immer komplexer geworden war, begann das Unternehmen ab 1983 zunehmend mit der Entwicklung und Fertigung von Komplettsitzen und Sitzsystemen. Umfangreiche Investitionen in ein Hochregallager sowie in die Lackier- und Pulverbeschichtung fanden statt.
Ende der 80er Jahre führte Kiel Schweißroboter und CNC-gesteuerte Einrichtungen ein, die die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens weiter erhöhten. Anfangs hauptsächlich auf die Herstellung von Bussitzen spezialisiert, begann sich Kiel Ende der 80er Jahre auch als ernstzunehmender Wettbewerber im Bereich der Fahrgastbestuhlungen für Bahnen – zunächst für Regionalbahnen und Straßenbahnen, der Bereich Fernzüge kam erst später dazu – zu positionieren.
1989 legte das Unternehmen ein klares Bekenntnis zu seinem Geburtsort Nördlingen ab und errichtete ein neues Verwaltungshaus, ein neues Lagergebäude und eine neue Stanzerei.
1990–2011: Der Weg zum Global Player
Zu Beginn der 90er Jahre begann Kiel, mit einer konsequenten internationalen Expansionsstrategie den Weltmarkt zu erschließen und sich hin zu einem internationalen Firmenverbund zu entwickeln. Zunächst schloss das Unternehmen Kooperationen, beispielsweise in Spanien und Italien, wo auch heute noch exklusiv Kiel-Produkte gebaut werden. Schon 1996 wurde eine erste Vertretung in der Türkei gegründet, ein Jahr später folgte Kiel Polska. In den Niederlanden erfolgte 2000 die Übernahme der Firma Deco Seating und die Umfirmierung zu Kiel B.V., 2001 kam Kiel France s.a.r.l. dazu. Mit der Gründung von Kiel N.A. LLC vollzog Kiel in den USA 2009 einen wichtigen strategischen Schritt zur Erschließung des bedeutenden nordamerikanischen Marktes. Für Russland gründete das Unternehmen 2011 mit KFK OOO ein Joint Venture mit einem regionalen Hersteller von Bahnkomponenten, das es ermöglichte, auch in diesen Markt einzutreten. Dazu kamen verschiedene weitere Kooperationen und Lizenzverträge mit lokalen Sitzherstellern in verschiedenen Ländern.
Neben der internationalen Expansion etablierte Kiel in den 90er Jahren ein strenges Qualitätsmanagement, um Produkte und Fertigungsprozesse noch weiter zu optimieren. 1993 wurde eine eigene Polsterei und ein neuer Bereich Oberflächentechnik eingerichtet. 1997 investierte Kiel maßgeblich in die Produktentwicklung und Konstruktion, um die führende Position bei der Entwicklung innovativer Sitze, die höchste Ansprüche rund um den Globus erfüllen, weiter zu stärken.
Am Ende dieses Jahrzehnts wurde Kiel zunehmend vom Komponenten- zum Systemlieferanten. Die Entwicklung, Fertigung, Lieferung und Montage kompletter Bestuhlungen für Busse, Straßenbahnen und Züge wurde immer umfangreicher.
Seit 2011: Premium dank Erfahrung und Innovationskraft
Die Marke Kiel entwickelt sich als Premiumhersteller der nationalen und internationalen Bus- und Bahnindustrie stetig weiter. Circa 60 Prozent machen Bussitze aus, 40 Prozent entfallen auf Bahnsitze, wobei dieser Bereich an Bedeutung gewinnt. Megatrends wie Globalisierung, Urbanisierung und Individualisierung treiben die Innovationskraft und die internationale Etablierung des Unternehmens weiter voran.
Die Weiterentwicklung der Produkte richtet sich nach den Anforderungen der dynamischen Branche des Nah-, Regional- und Fernverkehrs. Das Ergebnis sind hochmoderne, in Design und Technik ausgereifte, langlebige, robuste und wirtschaftliche Gesamtsitzsysteme sowie kundenorientierte Sitzlösungen für besondere Anforderungen. So konnte Kiel im Jahr 2014 die Entwicklung und Auslieferung des Sitzes COMFORTLINE für den Highspeedzug abschließen. 2018 folgte die Entwicklung des Sitzes Avance X für den Reisebus.
Auch hinsichtlich des internationalen Wachstums konnten in den letzten Jahren weitere Meilensteile gesetzt werden, so zum Beispiel die Übernahme des Unternehmens Emar Kiel in Spanien im Jahr 2016 sowie die Gründung der Kiel Mazedonien DOOEL im darauffolgenden Jahr. Als weiterer wichtiger Meilenstein gilt die Gründung des Joint-Ventures Jiangsu ARSALE KIEL Seat Co., Ltd. in China 2019.
Zum Jubiläumsjahr 2020 kaufte die Kiel Gruppe den amerikanischen Bahnsitzhersteller Kustom Seating Unlimited, Inc. in Chicago. Somit ist Kiel heute auf nahezu allen europäischen Märkten sowie in Nordamerika, Australien, im Nahen Osten und Asien präsent.
Ausblick
Die Kiel Gruppe verfolgt das Ziel, ihre Marktposition als führender Hersteller von Sitzsystemen zu stärken sowie das internationale Wachstum weiter voranzutreiben. Dies bedeutet eine Konsolidierung der Marktpositionen in Europa sowie eine weitere Erschließung der Märkte in Asien, Nord- und Südamerika.
In den kommenden Jahren wird das Unternehmen, das derzeit rund 1.500 Mitarbeitende an verschiedenen Standorten auf der ganzen Welt beschäftigt, voraussichtlich eine Umsatzgröße von weit über 200 Millionen Euro erreichen.
alle Bildnachweise: Franz Kiel GmbH
Pressekontakt:
Franz Kiel GmbH
Stephan Stieglauer
Director Sales and Marketing
Nürnberger Straße 62
D-86720 Nördlingen
Telefon: +49 (0) 90 81 / 21 03 – 0
Fax: +49 (0) 90 81 / 21 03 – 151
E-Mail: info@kiel-sitze.de